Wir haben ein neues Projekt! Und zwar nicht irgendeines – unser erstes Fähnchen, das Ihr nicht auf dem Festland, sondern mitten im Meer findet.
Was soll das denn?!
Inzwischen ist es bereits traurige Routine: Immer häufiger verkünden Zeitungen und Nachrichtensender von Schiffsunglücken, bei denen dutzende, manchmal hunderte Flüchtlinge sterben, während ihre Boote im Mittelmeer versinken. Innerhalb von nur zehn Tagen sind so allein im Mai rund 1.000 Menschen vor der Küste Libyens ums Leben gekommen. Bereits im Jahr 2013 waren bei einer Katastrophe ähnlichen Ausmaßes vor der italienischen Insel Lampedusa knapp 400 Geflüchtete im Mittelmeer in ihr nasses Grab gesunken, nachdem ihr Boot Feuer gefangen hatte und gekentert war.
Festung Europa
„Festung Europa“ – damit sind die Maßnahmen zur Sicherung der Außengrenzen der Europäischen Union gemeint, die oft an die Abschottung und Verteidigung einer Burg oder Stadt gegen einen Feind von außen erinnern. Denn Flüchtlinge sollen mit allen Mitteln daran gehindert werden, die Küsten Europas zu erreichen, beziehungsweise diejenigen Nordafrikas überhaupt zu verlassen. Deutlich wurde diese politische Linie auch anhand des Endes der italienischen Marine-Operation Mare Nostrum: Noch 2014 konnten über 150.000 Geflüchtete über Mare Nostrum gerettet werden; doch Italien erhielt für die monatlich anfallenden Kosten von circa neun Millionen Euro keine Unterstützung vonseiten der Europäischen Union, und andere EU-Staaten (zum Beispiel Deutschland) kritisierten die effektive Rettungsoperation entspreche einer „Brücke nach Europa“. Auf Mare Nostrum folgte die Frontex-Operation Triton, wo die Abwehr von Flüchtlingen im Vordergrund steht.
Krisen, Kriege, Katastrophen
Den derzeitigen „Sturm“ auf diese Festung hatten viele – Experten und Interessenvertretungen, Politiker und besorgte Zivilisten – bereits seit Jahren vorhergesehen. Denn die Kriege und Krisenherde im Nahen Osten sowie die anhaltende Armut und Perspektivlosigkeit in Sub-Sahara-Afrika verleiten immer mehr Menschen dazu, ihr Zuhause und ihre Familien zurückzulassen und die gefährliche Flucht nach Europa zu wagen. Währenddessen bestehen die Antworten der EU zum größten Teil nicht aus Ursachenbekämpfung, sondern aus noch mehr Abwehr: Bekämpfung von Schleppern, Errichtung von Auffanglagern in Nordafrika und Abfangen von Flüchtlingsbooten vor der Küste Afrikas – anstelle eines gemeinschaftlichen EU-Seenotrettungsprogramm und der Schaffung legaler (gefahrenfreier) Fluchtwege nach Europa.
Privates Engagement, wo die Politik scheitert
Genau hier setzt unsere neue Partnerorganisation Sea-Watch an: Die ehrenamtlichen Lebensretter aus Brandenburg operieren auf der Grundlage, dass es die reine Menschlichkeit verbietet, nichts zu unternehmen, nur weil dies eigentlich Aufgabe der Politik wäre.
Sea-Watch möchte Leben retten und das Wegsehen unmöglich machen. So haben sich Freiwillige von Hamburg aus auf den Weg ins Mittelmeer gemacht, um vor der libyschen Küste zu patrouillieren und nach Geflüchteten in Seenot Ausschau zu halten – und im Bedarfsfall Ersthilfe zu leisten. Das beinhaltet medizinische Hilfe, Bereitstellung von Trinkwasser und Lebensmitteln sowie von Rettungswesten beziehungsweise -inseln. Sea-Watch informiert dann die entsprechenden Behörden und wartet, bis Hilfe eintrifft.
„Schwimmendes Auge auf See“
Unser gemeinsames Projekt soll Sea-Watch helfen, seine Satellitenkommunikation zu finanzieren, damit die Mitglieder von ihrem täglichen Einsatz und der Situation vor Ort berichten, eng mit anderen helfenden Institutionen zusammenarbeiten und Hilfe herbeirufen können. Denn Sea-Watch sieht sich als „schwimmendes Auge auf See“.
Wenn Du unser gemeinsames Projekt mit Sea-Watch unterstützen möchtest, kannst Du das über den Kauf zum Beispiel dieser Bilder tun: