Schlichtheit, Reinheit, Ordnung. Diese Eigenschaften sucht Ronny Behnert beim Fotografieren in seinen Motiven – und findet dabei sich selbst. Der vielfach ausgezeichnete Schwarzweißfotograf versteht es nicht nur, unbeseelten Objekten in seinen Bildern Leben einzuhauchen; seine Arbeiten atmen auch stets ein wenig Mystik und Besonnenheit.
Ronny Behnert, wie bist Du zur Fotografie gekommen
Da ich schon immer ein recht optischer Mensch war, war der Schritt vom Zeichnen und Malen zur Fotografie nicht weit. 2007 habe ich mir eine kleine Kompakt-Kamera von einem Freund geliehen und bin bei Regen durch die Stadt gelaufen, um vollkommen frei und unbefangen Fotos zu machen. Für mich war das Entspannung und Spaß, so dass ich mir geeignetes Equipment besorgte. Meine ersten Arbeiten waren Friedhofsfiguren, die ich versucht habe durch meine Schwarzweißbearbeitung zum Leben zu erwecken. Durch einen stark bewölkten Himmel erhielten diese Fotos eine noch stärkere Dramatik. Schnell habe ich dann zu meinem Spezialgebiet, der Architekturfotografie gefunden.
Du verpasst all Deinen Motiven eine mystische Note. Kann man das planen?
Durch die langen Belichtungszeiten, die ich mit den Dichtefiltern beim Aufnehmen der Fotos erreiche, strahlen die Fotos automatisch eine eigenartige Stille aus – aber auch die Bildgestaltung spielt eine große Rolle. Ich versuche meine Arbeiten immer so clean und aufgeräumt wie möglich zu halten, um ihnen Stille einzuhauchen. Ordnung zieht sich auch generell durch mein Leben. Ich bin ein recht strukturierter Mensch und finde, dass sich das auch in meinen Arbeiten widerspiegelt. Meine Fotos sagen mir, wer ich bin.
Du wurdest kürzlich vom DigitalPHOTO Magazine zum besten Schwarzweißfotografen gewählt – Glückwunsch! Weshalb hast Du den Farben entsagt?
Vielen Dank! Diese Auszeichnung ist für mich eine große Ehre. Schwarzweißfotografie ist meine Art, mich auszudrücken. Die schlichten Kontraste verstärken für mich Simplizität und Ordnung eines Bildes, viel mehr als ein Farbfoto. Schwarzweißfotos konzentrieren sich auf einen wesentlichen Moment, oder auf das wichtigste Motiv im Bild. Das versuche ich über meine Fotos zu transportieren. Es kommt aber auch mal vor, dass ich ganz bewusst Farbaufnahmen mache: Wenn das Licht wirklich besonders ist, und dann ein ganz bestimmter Moment beim Aufnehmen entsteht.
Welches Deiner Werke hebt sich von den anderen ab? Weshalb?
Ich habe schon ein paar Lieblinge in meinem Portfolio. Einer davon ist eine Arbeit, die ich in Zürich aufgenommen habe. Für mich die Stadt der Straßenbahnen, wollte ich genau das hervorheben. Im Zentrum habe ich begonnen, Langzeitaufnahmen von Straßenbahnen zu machen, doch so richtig passte das Timing nicht. Entweder ich drückte zu spät oder zu früh ab. Doch urplötzlich fügte sich das Chaos und der perfekte Moment, von dem man immer hofft, er wird einmal kommen, war da! Eine Person lief von hinten an mir vorbei in Richtung Straße und musste stehen bleiben bis die Straßenbahn vorbei fuhr. Ich drückte ab, und als das Foto auf meinem Display erschien, war es perfekt: Die wartende Person vor der langzeitbelichteten Straßenbahn bot den optimalen Kontrast. Dieser Moment war unbezahlbar für mich.
Der perfekte Ort um zu fotografieren?
Definitiv Island und Venedig. Diese zwei Orte haben mich stark geprägt, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Island ist landschaftlich einmalig und wird durch seine Rohheit und Ursprünglichkeit bestimmt. In dieser faszinierenden Landschaft spürte ich immer etwas Mystisches. Ich fühlte mich seltsam beschützt und fühlte eine Ruhe und Stille in mir selbst, wie ich sie danach nie wieder erfahren habe. Venedig andererseits ist eine sehr romantische Stadt und wie für Langzeitbelichtungen geschaffen. Die Kanäle, Gondeln und das eher graue Wetter im Winter ziehen mich fast jährlich in diese wunderschöne Stadt.
Du arbeitest viel mit langen Belichtungszeiten – muss da ein bestimmtes Equipment immer mit von der Partie sein?
Am wichtigsten sind die eigenen Augen und ein Gespür für harmonischen Bildaufbau. Das Equipment besteht bei mir vor allem aus einem Weitwinkelobjektiv, einem standfesten Stativ, einem Fernauslöser und – am wichtigsten – dem Graufilter, oder sogar mehreren Graufiltern, die miteinander kombiniert werden, um noch längere Belichtungszeiten zu erreichen.
Was würdest Du einem angehenden Fotografen raten?
Wichtig für mich war, dass ich wenig Fachliteratur gelesen habe, und mich vor allem durch viel Praxis weiter entwickelt habe. Regelmäßiges Fotografieren half mir, mich selbst in meinen Arbeiten zu finden und meine Kamera intuitiv zu bedienen. In meinen Fotokursen stelle ich oft fest, dass einige Teilnehmer sich zu wenig mit ihrer Kamera beschäftigt haben und daher lange nachdenken müssen, bevor sie ihr Werkzeug korrekt bedienen. Leider ist der eine Moment dann meist schon längst vorüber, wenn der Auslöser gedrückt wird. Das Verschmelzen von Kamera und Fotograf ist von absolutem Vorteil um das eine perfekte Foto zu schießen.
Was steht für Dich als Nächstes auf dem Programm?
Momentan arbeite ich an einer Serie über den berühmten Architekten Santiago Calatrava, dessen Architektur ich absolut wegweisend und innovativ finde. Seine organischen Gebäude und Brücken inspirieren mich – und oft habe ich das Gefühl, dass der Architekt beim Entwurf auch an die Fotografen gedacht hat, die ein bestimmtes Gebäude von ihm aufnehmen möchten. Oft existieren Standorte oder Nischen, durch die man einen ganz besonderen Blick auf seine Architektur bekommt. Parallel dazu arbeite ich an einer Serie namens Lunar Landscapes. Landschaften, die vom Mond erhellt werden. Die einzige Lichtquelle stellt quasi der Mond dar, der ein ganz besonderes Licht schafft. Außerdem plane ich weitere Langzeitbelichtungsworkshops in verschiedenen europäischen Städten. Mein erster Fotoworkshop außerhalb Deutschlands findet im November in Venedig statt.
In Ronny Behnerts Galerie auf Photocircle findet Ihr weitere dieser ausdrucksstarken Arbeiten. Weitere Bilder, neue Projekte und nützliche Infos rund um seine Workshops veröffentlicht er außerdem auf seiner Website.