Es kommt nicht häufig vor, dass ich neben dem obligatorischem kurzem Fernweh, das bei tollen Landschaftsaufnahmen immer einsetzt, noch so ein Bauchkribbeln verspüre, das mich am liebsten sofort meine Koffer packen lässt und ich mich erstmal für ein Jahr von Familie und Freunden verabschieden möchte. Wenn ich mich aber durch Lars Jacobsens Bilder klicke, dann würde ich am liebsten mit nichts weiter im Gepäck als einer Hängematte, meinem Bikini und einer Sonnenbrille losziehen, endlich mal weiter Surfen lernen und glücklich sein.
Lars ist seit 2006 Chefredakteur des deutschen Surfers Magazin, und arbeitet außerdem noch als Freelance Fotograf für viele große Zeitungen. Er darf seiner Leidenschaft, dem Surfen, fast das ganze Jahr über nach gehen, und reist damit ständig in der Weltgeschichte umher. Seine Bilder sind schon seit einiger Zeit in unserer Gallerie zu finden, daher habe ich ihm einmal ein paar Fragen zu seiner Arbeit gestellt.
Wie bist du denn eigentlich zum Surfen gekommen?
Ich bin in dem Windsurf-Laden meines Vaters aufgewachsen und hatte so immer schon Bezug zum Thema „surfen“. Er hatte eine eigene Surfschule an einem Baggersee und wir verbrachten dort jede freie Minute. Allerdings hatte mich Windsurfen nie wirklich gefesselt, dafür aber das Wellenreiten. Bei uns im Laden lagen einige Magazine aus, in denen auch immer wieder Wellenreit-Storys zu finden waren. Die Fotos und Geschichten faszinierten und beschäftigten mich tagelang. Irgendwann entschloss ich, ich glaub ich war damals 14 Jahre alt, mit einem Kumpel an die französische Atlantikküste zu fahren, um dort Wellenreiten zu gehen. Ein Jahr später nahm ich an einem Sprachkurs in Kalifornien teil und meine Gastfamilie waren alle Surfer und Skateboarder. Von da an war es um mich geschehen…
Was ist dir besonders wichtig beim Fotografieren?
Dass sich meine Bilder möglichst von anderen aus demselben Genre abheben. Das ist natürlich nicht immer möglich aber gerade in der Surffotografie kann man sehr kreativ an die Arbeit gehen und immer wieder neue Dinge ausprobieren. Ich lege hohen Wert drauf meinem Kunden möglichst beste Qualität abzuliefern und ihm exakt das zu liefern, wonach er gesucht hat…
Du bewegst dich ja in vielen verschiedenen Genres der Fotografie – Sport, Portrait, Reise oder „einfach“ Landschaftsaufnahmen. Was liegt dir hier besonders am Herzen und warum?
Die Surffotografie war auf jeden Fall immer der Motor meines Antriebs. Als Deutscher Wellenreiter, fern ab von den perfekten Wellen, schwang bei mir immer der Reiz des „Was ich nicht haben kann, will ich erst recht haben“ mit. Vor zehn Jahren hatte ich schließlich die Chance bekommen aus meinem Hobby einen Beruf zu machen. Ich arbeite als Chefredakteur bei der SURFERS und darf quasi die Welt bereisen und Surfen fotografieren.
Deine schönste Geschichte zu einem deiner Bilder…
Wow, das ist sehr schwer zu beantworten. Es gab so unfassbar viele schöne Momente und Geschichten auf Reisen… Ein sehr eindrucksvolles Erlebnis war auf jeden Fall das Shooting zu diesem Bild. Wir waren mit ein paar der besten Deutschen Wellenreitern auf Island unterwegs. Auf der Suche nach Wellen kamen wir plötzlich an diesem Gletschersee (Jökulsárlón) im Süden des Landes vorbei. Beim Vorbeifahren wurden wir immer langsamer und schauten mit offenen Mündern auf dieses atemberaubende Panorama. Ohne dass jemand ein Wort sagte, parkten wir an dem See, stiegen aus und schauten uns immer noch ganz ungläubig von dieser Schönheit an. Dreißig Sekunden später wurden alle ganz hektisch, sprangen in ihre Neoprenanzüge und paddelten aufgeregt und voller Adrenalin zwischen den Eisbergen herum. Ich brauchte etwas länger, da ich erst die Kamera im Wassergehäuse unterbringen musste. Als Fotograf musste ich ohne Surfbrett in das eisige Wasser springen und hing plötzlich bis zum Kinn in dem halb gefrorenen See. Ich merkte ganz schnell, wo mein Neoprenanzug Wasser durch ließ. Ich habe noch nie in so kaltem Wasser geschwommen, wirklich eine Eindrucksvolle Erfahrung. Die Jungs hievten mich dann zu sich auf den Eisberg und ich wusste sofort, dass sich der Exkurs in die arktische Kälte lohnen wird.
Dein Lieblingsfotograf?
Das ändert sich ständig. Aber in Sachen Surf-Lifestyle Bilder bin ich momentan großer Fan von Mark Choiniere
Von Portraits bin ich Fan von Jason Reposar
Von reinen Surffotos bin ich schon immer großer Fan von Tim McKenna
Deine erste Kamera? Und womit fotografierst du heute?
Meine erste Kamera war eine kleine Agfamatic Pocketkamera. Ich habe das Teil geliebt! Heute fotografiere ich meistens mit meiner Nikon D800 oder ab und zu mit meiner alten Hasselblad 501C.
Lust auf Lars‘ Bilder bekommen? Anzusehen sind sie in seiner Galerie auf Photocircle und natürlich auf seiner eigenen Homepage. Wie immer könnt ihr mit dem Kauf eines seiner Bilder ein tolles Projekt unterstützen und so die Welt in bisschen besser machen.