„Maximalismus“. Das klingt hochtrabend, gewichtig – fast schon protzig. Der Name eines römischen Kaisers vielleicht? Aber keine Sorge, das Gegenteil ist eigentlich der Fall: Der Maximalismus als Einrichtungstrend kommt im Regelfall entspannt daher, gemütlich, fröhlich und charakterstark.
Du erinnerst Dich vielleicht noch an unseren Beitrag zum Boho-Chic? Freund*innen des Boho-Stils werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch in den Maximalismus verlieben, denn diese beiden Stile haben so einiges gemeinsam: Sie sind easy-going und farbenfroh, höchstindividuell und alles, nur nicht regelkonform. Übermaß ist dabei für beide kein Schimpfwort, nur – der Maximalismus hat sich dieses eben gleich auch noch zur Maxime gemacht (pun durchaus intended).
Nun ist der Maximalismus als Wohnstil natürlich auch eine Antwort auf die langjährige Herrschaft des Minimalismus in unseren heimischen vier Wänden (oder zumindest derer vieler Influencer*innen im Bereich des stilvollen Wohnens). Bereits im Jahr 2019 konnten wir nun den Maximalismus dabei beobachten, wie er Instagram zu erobern begann, aber so richtig los ging es dann erst mit Lockdown und Home Office. Und das können wir uns absolut auch anhand unseres eigenen „Nesting“-Verhaltens erklären.
War zuvor lange Zeit weniger mehr (die vielen Vorteile des Minimalismus haben wir ja an anderer Stelle bereits erläutert), so ist es seit letztem Frühjahr nämlich plötzlich irgendwie doch wieder angenehm, von nützlichen oder hübschen Dingen umgeben zu sein. Denn wer viel zuhause is(s)t, freut sich beispielsweise über eine gut ausgestattete Küche, einen kleinen Wohnzimmerdschungel oder schöne Einrichtungsaccessoires, am besten noch solche mit emotionalem Wert.
Was aber genau will denn nun dieser Maximalismus eigentlich?
Der Maximalismus ist ein Wohntrend, der den Raum mit visueller Pracht zu füllen versucht: Er mischt hierfür verschiedene – und oft intensive – Farben, Muster und Texturen, und sammelt Gegenstände, die ganz einfach gefallen (ob sie demselben Stil oder derselben Epoche, Kultur etc. entspringen, ist dabei erstmal wurscht). Der Maximalismus möchte unsere Wände mit den unterschiedlichsten Wandbildern schmücken, mit Gemälden, Sketchen und Familienfotos in unterschiedlichen Formaten und nicht zusammenpassenden Rahmen.
Und deshalb finden wir das gut
Dieser Wohntrend schafft Raum für Individualität und Kreativität! Ähnlich dem Boho-Chic liebt der Maximalismus Gegenstände mit persönlichem Charakter wie Bücher, Illustrationen oder Fotokunst, Reisemitbringsel (und ganz besonders solche, die einen Raum gemütlicher machen, wie Teppiche, Decken oder Kissen), Liebesbriefe, Selbstgetöpfertes und und und. Und kreativ müssen wir beim Kuratieren und Konzeptionieren deshalb sein, da dennoch keine Unruhe oder Unordnung entstehen soll. Während es beim Minimalismus aus quantitativen Gründen viel einfacher ist, Harmonie zwischen den einzelnen Elementen zu erzeugen, müssen wir hier Zusammenhänge und Kommunikation zwischen vielen unterschiedlichen Gegenständen, Farben und Strukturen herstellen.
Und last but not least noch ein Grund, mit dem Du sicherlich nicht gerechnet hattest: Der Maximalismus kann für kleine Räume sogar besser geeignet sein, als Mr. Small Spaces himself, der Minimalismus. Wenn Du nämlich nicht alles bis auf zwei Pullis, einen Topf und Euer Kindle aus der Wohnung heraus ge-Marie-Kondō-t habt, dann benötigt Ihr sehr viel smart ausgetüftelten Stauraum, damit es daheim weiter minimalistisch aussieht. Ein Regal voller Buchrücken in unterschiedlichen Farben und Größen, die Brotmaschine auf der Anrichte oder 16 unterschiedliche Glasbehälter voll Saaten, Mehl und Müslisorten kommen da nämlich nicht so gut an.
How To: So geht Maximalismus als Wohnstil
- Viel knallige Farbe (oder eben so viel, wie Du selbst angenehm findest)
- Persönlichkeit ist wichtiger als Perfektion
- Je mehr Wandbilder, desto besser
- Dasselbe gilt für Pflanzen (zumindest für alle, die sie tendenziell am Leben erhalten können) und Bücher
Apropos Wandbilder
Erinnerst Du Dich an unseren Beitrag zur Gallery Wall vor einiger Zeit? Bei diesem Wohntrend kommt die Bilderwand in ihrer ganzen Pracht zum Einsatz! Kein Wunder, bietet sie doch auf stylische Art und Weise Gelegenheit dazu, viel von sich selbst in den Raum mit einzubringen. Jetzt heißt es, mit Abstand, Farbe und Stilen zu experimentieren, Rahmen in verschiedenen Größen und Farben zu kaufen und dann alles zusammen an die Wand zu bringen. Dein Deko-Ziel ist es, eine ganze Wand mit Kunst zu füllen, die Du liebst.
Katrin Strohmaier ist Sprachrohr von Photocircle mit Faible für Entwicklung, Interior Design und Menschenrechte. Von dort aus verbreitet sie die frohe Kunde, dass man mit dem Kauf von Kunst die Welt ein bisschen besser machen kann.
* Bilder an der Wohnzimmerwand
- Untitled BW289 von Michael William Benton
- Hot Stones von Bo Lundberg
- Bleeding planet von Felix Dorn
- Minimal Plant von Dan Hobday
- Woods 5Y von Mareike Böhmer
- Peace of nature von Holger Nimtz
- All Good Things Are Wild & Free von Uma Gokhale
- Rarity Cabinet Butterfly Peacock von Marielle Leenders
- Norwegisches Häuschen von Christian Schipflinger
- Sima von Ekaterina Koroleva
- Sol von Martin Azambuja
- Saguaro von Cats and Dotz (The Artcircle)
- Ampersand von Vivid Atelier