Gallery Walls liegen im Wohndesign seit einiger Zeit stark im Trend. Kein Wunder, bieten sie doch auf stylische Art und Weise Gelegenheit dazu, viel von sich selbst in den Raum mit einzubringen.
Eine Bilderwand* sollte eigentlich immer in Arbeit sein – etwas, das weiterwächst, bis es den Zustand einer potenziell von Wand zu Wand und von Boden zu Decke reichenden Salonwand erreicht, um maximale Wirkung zu erzielen. Zum Beispiel in der Art einer Petersburger Hängung.
Der Begriff wurde in der St. Petersburger Eremitage geprägt, deren Räume von den Böden bis unter die Decken von Bildern geziert sind. Eine Petersburger oder Salonhängung ist im engen Sinne eine Aneinanderreihung unterschiedlicher Bilder. Man könnte auch sagen: Man zeigt, was man hat. Und zwar alles, nichts bleibt dem bewundernden Auge vorenthalten – Kunst, Familien- oder Urlaubsfotos, Zeichnungen, den ausgestopften Fuchs der Urgroßmutter, alte Zeitungsartikel. Kurzum: alles, was dem eigenen Ästhetik-Empfinden entspricht. Das Ergebnis suggeriert, dass das Ganze scheinbar so an die Wand gebracht wurde, wie es dem oder der Bewohner*in oder Museumsleiter*in zwischen Tür und Angel gerade so in den Sinn gekommen ist: Hoch- neben Querformaten, Kleines neben Großem, abstrakte Fotografie neben Renaissance-Malerei. Zufällig wirkt das dann, gar willkürlich und gedankenlos.
Aber – weit gefehlt. Das vermeintliche Chaos ist pure Absicht, die Hängung ein Statement: “Ich hänge an die Wand, was mir gefällt und zwar so, wie es mir passt. Konventionen sind was für die Anderen.” Ähnliche Rahmen, Inhalte oder Motive können außerdem als Bindeglied zwischen den ansonsten so unterschiedlichen Einzelelementen fungieren. Gekonnt kombiniert fügen sich also unterschiedlichste Einheiten zu einem ansehnlichen Ganzen. Aber Achtung: Vermeide es bei Deinem Wandprojekt jedoch unbedingt, für jeden Print den gleichen Rahmen zu verwenden. Denn der Reiz einer Gallery Wall besteht ja eben gerade darin, unterschiedliche Medien, Stile, Genres und Epochen miteinander zu kombinieren.
Bevor Du nun anhand unserer Tipps Dein eigenes Projekt startest, zunächst einmal noch ein kleiner Hinweis in Sachen Einrichtung. Eine gute Salonhängung existiert nicht im luftleeren Raum. Du darfst also Deine Bilder auch neben und über Möbel oder andere Gegenstände hängen. Auch auf diese Art kannst Du Dich, wenn Du das denn möchtest, vom Boden bis zur Decke hocharbeiten. Und nun frisch ans Werk!
1. Pack den Hammer wieder weg.
Planung ist das halbe Leben. Oder eben die halbe Gallery Wall. Gerade, wer sehr unterschiedliche Motive, Formate oder Formen mit einander kombinieren möchte (hierzu weiter unten im Text mehr), tut sich selbst einen Riesengefallen, in dem er / sie Vorarbeit leistet – und zwar nicht nur in Gedanken, sondern mithilfe von Meterstab, Klebeband und Fußboden. Wie das dann aussieht, zeigt zum Beispiel dieses tolle Erklär-Video von Apartment Therapy.
Eine konsistente Abmessung der Abstände zwischen Bildern und Co. ist dabei nicht zu unterschätzen – idealerweise nämlich zwischen sieben und 15 Zentimetern zwischen Rahmen und Co.
Das ist besonders wichtig, falls Du Dich für das rigidere Gitterschema entscheiden solltest, für eine typische Salonwand kannst Du auch etwas weniger genau sein. Etwas. Denn zu viel Abstabnd oder zu unterschiedliche Abstände ärgern das Auge des / der Betrachter*in. Mehr über diesen und andere häufige Fehler erfährst Du hier.
2. Darf’s ein wenig größer sein?
Ja bitte, unbedingt! Ein oder zwei Kernstücke dürfen gern großformatiger sein, denn ein wuseliger Haufen Kunstwerke an einer großen, leeren Wand sieht häufig einfach nur umständlich oder zu aufgeregt aus. Bei kleineren Formaten kann man zusätzliche Größe beispielsweise durch tolle Rahmen, mit oder ohne Passepartout schaffen.
3. „Der muss immer im Mittelpunkt stehen…“
Ja, auch unter den Kunstwerken gibt es geborene Diven. Und das ist sogar gut so, denn eine Faustregel für eine ausgewogene Komposition Deiner Bilderwand lautet: Beginne mit einem großen Center Piece – und zwar ironischerweise am besten nicht direkt in der Mitte der Wand, das wirkt nämlich auf das Auge weniger ansprechend. Es wird dann zwar später noch einige andere große Stücke geben, aber das Ankerbild prägt typischerweise die allgemeine Stimmung, das Hauptthema (oder die Hauptthemen) und / oder die Farbpalette des Gesamtschemas.
4. Stilbruch erwünscht: Mix it up, Baby!
Die gelungensten Galeriewände zeigen Gegenstände aus einer Vielzahl unterschiedlicher Medien – Fotografien, Gemälde, Typographie, Zeichnungen und sogar dreidimensionale Stücke. Modern trifft Retro trifft Minimalismus trifft Maximalismus und so weiter. Stilbrüche sind nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht.
5. Hold my beer.
Und zu guter letzt ein Punkt, der Dich nach all den Do’s and Dont’s wieder ein bisschen entspannen soll: Während Du eine einzige riesige Shopping Tour hinlegen kannst (sofern Dir die zeitlichen und finanziellen Ressourcen dafür zur Verfügung stehen), darfst Du natürlich auch über einen längeren Zeitraum sammeln, das ist sogar besser für das Gesamtergebnis. Und damit sind dann auch vorübergehende Platzhalter absolut erlaubt – denn nichts ist schließlich für die Ewigkeit.
Katrin Strohmaier ist Sprachrohr von Photocircle mit Faible für Entwicklung, Interior Design und Menschenrechte. Von dort aus verbreitet sie die frohe Kunde, dass man mit dem Kauf von Kunst die Welt ein bisschen besser machen kann.
* Bilder an der Wohnzimmerwand
- Untitled BW289 von Michael William Benton
- Hot Stones von Bo Lundberg
- Bleeding planet von Felix Dorn
- Minimal Plant von Dan Hobday
- Woods 5Y von Mareike Böhmer
- Peace of nature von Holger Nimtz
- All Good Things Are Wild & Free von Uma Gokhale
- Rarity Cabinet Butterfly Peacock von Marielle Leenders
- Norwegisches Häuschen von Christian Schipflinger
- Sima von Ekaterina Koroleva
- Sol von Martin Azambuja
- Saguaro von Cats and Dotz (The Artcircle)
- Ampersand von Vivid Atelier