Kennt man ja: Man freut sich wie Bolle über ein tolles neues Bild, da es das Wohn-/Schlaf-/Esszimmer drastisch verschönern wird – und dann steht man ratlos vor der Frage, wie und wo man die Neuerrungenschaft eigentlich aufhängen soll. Deshalb an dieser Stelle ein wenig Inspiration von unserer Seite – damit Ihr Euch beim nächsten Einkauf den Kopf etwas weniger zerbrechen müsst!
Die Petersburger Hängung – organisiertes Chaos
Petersburger Hängung – klingt super, oder? Ein wenig exotisch, definitiv kultiviert und außerdem ziemlich professionell. Aber was ist das eigentlich, eine Petersburger Hängung?
Die Petersburger Hängung ist eine enge Aneinanderreihung verschiedener Bilder – Kunst, Familien- oder Urlaubsfotos, Zeichnungen, Zeitungsartikel, kurzum: durch die Bank alles, was dem Ästhetikempfinden des Aufhängenden entspricht. Das Ganze hat er scheinbar so an die Wand gehängt, wie es ihm zwischen Tür und Angel gerade so in den Sinn kam: Kleinformatiges neben Großformatigem, Hoch- neben Querformat, abstrakte Fotografie neben Renaissance-Malerei. Zufällig wirkt das dann, willkürlich, man möchte fast sagen: gedankenlos. Aber weit gefehlt! Das vermeintliche Chaos ist pure Absicht, die Petersburger Hängung ein Statement: „Ich hänge auf, was mir passt und wie es mir passt – Konventionen sind was für die Anderen!“ Ähnliche Rahmen oder Motive können außerdem als Bindeglied zwischen den ansonsten so unterschiedlichen Einzelelementen fungieren.
Der Name „Petersburger Hängung“ wurde übrigens in der St. Petersburger Hermitage geprägt. Deren Räume werden von den Böden bis unter die Decken von Bildern geziert.
Das Eine oder keines: Die Einzelhängung
Manchmal ist weniger bekanntlich mehr. Klingt nach einer hohlen Floskel, es steckt jedoch viel Wahrheit drin. Wer seinem Kunstwerk maximale Aufmerksamkeit zuteilwerden lasse oder schlicht der Reizüberflutung der Außenwelt etwas entgegen setzen möchte, der ist gut beraten, sich am sogenannten „White Cube“ zu versuchen. Diese Art der Inszenierung von Kunstwerken gewann in den 1920er Jahren – in der klassischen Moderne – an Popularität, vor allem in Museen und Galerien. Zuvor hatte eine Ausstellung Gustav Klimts im Rahmen der Biennale di Venezia 1910 dieser neuartigen Ausstellungspraxis erstmals zu internationaler Berühmtheit verholfen. Der Clou daran: Die Umgebung tritt hinter dem Kunstwerk zurück und jegliche Art der Interaktion zwischen Ausstellungsraum und Bild wird vermieden.
Natürlich muss sich niemand starr an dieses Prinzip halten. Der Effekt (das Einzelkunstwerk im Fokus) bleibt auch mit einer farbigen Wand oder in der Nähe eines Möbelstücks noch erhalten – im Alltag und in den eigenen vier Wänden etwas praktikabler, wie wir finden.
Kein Grund, gleich aus der Reihe zu tanzen
Bei der Reihenhängung werden Bilder waagerecht oder senkrecht nebeneinander angebracht, entweder in derselben Größe und auf gleicher Höhe, oder – bei unterschiedlichen Formaten – „auf Kante“, das heißt die Ober- beziehungsweise Unterkanten werden auf einer Linie platziert. Als dritte Alternative kann sich auch an einer erdachten gemeinsamen Mittellinie ausgerichtet werden. Ein Klassiker, der Klarheit und Ordnung an die Wohnzimmerwand bringt.
Gut aufgestellt
Schon wieder beim Nachbarn um die Bohrmaschine betteln – wer sich den Gang über den Hausflur sparen will, lehnt seine Bilder einfach lässig gegen die Wand. Das schafft Flexibilität (schwups ist das Bild ein Stückchen nach links oder rechts verschoben oder vom Wohn- ins Esszimmer abtransportiert worden), suggeriert Natürlichkeit und Unkompliziertheit im Umgang mit Kunst – und ist auch einfach eine schöne Alternative zur altbewährten Hängung.