Landschaftsfotografie trifft Stadtarchitektur: Der Fotograf Achim Thomae vereint in seiner Arbeit klare Komposition, emotionale Tiefe und das perfekte Licht. Im Interview spricht er mit uns über seine liebsten Motive – von den Dolomiten bis zur Skyline bei Nacht –, über die Bedeutung der Blauen Stunde und darüber, wie er aus jedem Foto ein echtes Kunstwerk macht.

Lieber Achim, Wie hat deine fotografische Reise eigentlich begonnen? Gab es einen bestimmten Moment, in dem dir klar wurde: Das ist mehr als nur ein Hobby?
Die Landschaftsfotografie begleitet mich tatsächlich schon seit meiner Schulzeit. Angefangen hat es in der Foto AG und meiner ersten Spiegelreflex Ende der 80er Jahre. Damals habe ich sogar gelernt, Schwarz-Weiß-Bilder selbst zu entwickeln. Und spätestens während meiner 3-monatigen Reise nach dem Abitur durch die USA mit ihren endlosen Weiten hat mich dann die Landschaftsfotografie völlig gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen. Mehr als ein Hobby wurde es vor ca. 13 Jahren nach dem Gewinn meines ersten Fotowettbewerbs und der Möglichkeit, Lizenzen für meine Bilder freiberuflich, weltweit über Getty Images zu verkaufen.

Stadtaufnahmen bei Nacht – Fotografie zwischen Licht und Ruhe
Deine Stadtaufnahmen bei Nacht haben eine ganz besondere Stimmung. Was reizt dich an urbaner Fotografie – speziell im Dunkeln und zur blauen Stunde?
Es ist vor allem die Blaue Stunde die mich immer wieder in ihren Bann zieht – und hier besonders die 5-10 Minuten der sogenannten Tag- und Nachtgleiche, die ungefähr 40 Minuten nach Sonnenuntergang herrscht. In Kombination mit dem Licht in den Städten und dem Restlicht der Natur ergibt das ein sehr ausgeglichenes und stimmungsvolles Licht. Die Szenerie ist weder zu hell noch zu dunkel. Für mich der absolut beste Zeitpunkt, um Städte und Skylines zu fotografieren. Die Blaue Stunde oder auch die Nacht hat natürlich den Vorteil, ansonsten überlaufene Plätze auch mal menschenleer fotografieren zu können

Du hast einen sehr klaren Bildstil.
Wie wichtig sind dir Struktur und Geometrie in deinen Kompositionen?
Eine gute Komposition macht für mich sehr oft den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Bild aus. Mit ins Bild führenden Linien (Flussläufe, Wege, Strassen, Zäune), Symmetrien (Spiegelungen) oder anderen natürlichen Formen und Strukturen, lassen sich tolle Bildwirkungen erzielen, die ich gezielt suche und vor allem zur Gestaltung des Vordergrundes einsetze.

Welche Rolle spielt Licht in deiner Arbeit?
Arbeitest du lieber mit natürlichen Lichtverhältnissen oder planst du bewusst mit Langzeitbelichtungen?
Langzeitbelichtungen kommen eigentlich nur bei einem Motiv mit Wasser zum Einsatz oder wenn das Licht ansonsten nicht ausreicht. Für seidiges Wasser darf es dann schon mal eine mehrminütige Belichtung sein. Ansonsten arbeite ich mittlerweile eher selten mit Filter und bevorzuge natürliche Lichtverhältnisse und kürzere Belichtungszeiten
Emotionale Fotomomente: Wenn alles zusammenpasst
Was war bisher dein emotionalster Fotomoment – eine Aufnahme, die dir besonders viel bedeutet?
DAS eine beste oder wichtigste Bild gibt es (noch) nicht. Ich bin auch (Achtung Luxusproblem) leicht überfordert, den einen emotionalsten Fotomoment auszuwählen. Das größte Glücksgefühl entsteht immer in den (raren) Situationen, wenn man merkt, heute ist ein besonderer Tag und wirklich alles passt – Location, Motiv, besonderes Licht, Zeit, voller Akku und freie Sicht.
Den größten Gänsehauteffekt hatten sicherlich die Momente, in denen ich das Glück hatte Polarlichter erleben und fotografieren zu können. Die Fotos dazu schaffen es aber leider nicht in meine TOP10!

Das richtige Equipment – Kamera und Objektiv für vielseitige Fotografie
Wenn du nur noch mit einer Kamera und einem Objektiv fotografieren dürftest – welche wären das?
Das wäre natürlich die absolute Höchststrafe für mich 😊! Ich liebe die Auswahl bei meinen Objektiven. Aber wenn es denn so wäre, wäre ich mit meiner aktuellen Kamera (Sony A7RV) ganz glücklich. Schwieriger wird es beim Objektiv – für mich ein entscheidender Faktor für ein gutes Bild. Das richtige Objektiv für das jeweilige Motiv macht schon mal den Unterschied. Stichwort Astrofotografie (Lichtstärke) oder Stadtfotografie (Weitwinkel).
Gefühlt mache ich ca. 70% meiner Bilder mit meinem „Immerdrauf“ Sony GM 24-70mm f2.8. In dem Brennweitenbereich geht fast immer was. Deshalb würde ich mich dafür entscheiden.
Du fotografierst oft architektonische Motive – was macht ein Gebäude für dich fotografisch spannend?
Spannend sind natürlich futuristische Gebäude mit besonderen Linien und Formen, am besten noch spannend beleuchtet. Die Herausforderung hier ist, die beste und individuellste Perspektive zu finden und das Ganze dann auch noch möglichst verzerrungsfrei auf die Speicherkarte zu zaubern. Hier arbeite ich oft mit einem alten Tilt-Shift Objektiv, das sehr ungewöhnliche Perspektiven möglich macht.

Wie gehst du an eine neue Location heran?
Ich plane mich nicht zu Tode, aber ein bisschen Vorbereitung hilft meistens. In der Regel weiß ich bei einer Location, zu welcher Jahres- oder Tageszeit des Licht oder die Farben am besten sind und plane entsprechend. Den besten Platz suche ich dann vor Ort oder mache mich über Google Earth schlau. Ich liebe es aber auch, einfach mal loszuziehen und neue Perspektiven und Fotospots zu finden.
Ansonsten gilt die Goldene Regel, „das beste Foto machst Du üblicherweise frühestens im zweiten Anlauf“, wenn Du die Örtlichkeiten kennst. Ambitioniert, wenn man auf Reisen ist und nicht unendlich Zeit hat. In solchen Fällen, wenn die Zeit begrenzt ist, lasse ich mich dann durchaus auch mal von den Perspektiven oder spots anderer Fotografen inspirieren, um daraus „meine“ Komposition abzuleiten.
Zwischen Bearbeitung und Authentizität – Fotografie oder digitale Kunst?
Viele deiner Werke wirken fast surreal – wie viel ist Komposition, wie viel Bearbeitung?
Komposition ist Pflicht. Auch wenn ich mich immer mal wieder dabei erwische „einfach nur draufzuhalten“ – ohne durchdachten Bildaufbau wird es mit dem „Meisterwerk“ ganz sicher nichts. Gleiches gilt auch für die Bearbeitung. Die ist ebenfalls Pflichtprogramm, sonst würde ich das ja dem pauschalen Algorithmus der Kamera überlassen.
Wobei hier „Malen mit Licht“ für mich immer im Vordergrund steht. Ich versuche bei einer Location immer die besten Lichtsituationen zu erwischen und sehe die Bearbeitung als anschließende Veredelung. Mein Anspruch ist, es soll möglichst natürlich sein. Wie das am Ende aussieht ist natürlich immer subjektiv. Ich arbeite i.d.R. nur mit Adobe Lightroom. Ich liebe knackige Farben – und ich verstärke schon mal natürliches Licht, versuche aber auch immer, hier nicht zu sehr am Regler zu drehen. Ich möchte mit der Bildbearbeitung natürliche Stimmungen gezielt herausarbeiten und so verstärken, dass das Ganze natürlich bleibt und man das Bild gerne anschaut oder an die Wand hängt.
Mit den heutigen Möglichkeiten überschreitet man sicher schnell den Bereich der Fotografie hin zur digitalen Kunst. Ich tausche aber weder Himmel aus, noch baue ich irgendwas in meine Fotos ein, was da vorher nicht war. Ich entferne vielleicht mal Störendes im Bild, z.B. Stromleitungen oder Mülleimer. Gefühlt bin ich damit denke ich näher an der Fotografie als an der Digitalen Kunst. Am Ende muss jeder für sich den Stil finden, der ihm gefällt. Mir ist nur wichtig, dass man Fotos nicht als echt verkauft, wenn sie nur oder größtenteils von der AI erstellt wurden. Das schadet uns allen.

Da sind wir komplett einer Meinung. Wenn du mit deiner Kamera überall auf der Welt sein könntest – wohin würde es dich als Nächstes ziehen und warum?
Die besten Fotos mache ich in der Regel dort, wo ich mich am besten auskenne und eine Location gut einschätzen und planen kann. Es muss also zum Fotografieren nicht immer möglichst exotisch sein.
Wenn ich unendlich Zeit hätte, dann wäre Patagonien fotografisch ganz oben auf der Bucket List. Dann kann man Schlechtwetterphasen auch mal aussitzen und die Location in Ruhe kennenlernen. Wenn die Zeit begrenzt ist, würde ich wohl eher „meine“ Dolomiten vor der Haustür vorziehen.
Die richtige Präsentation – so wirkt Fotokunst am Besten
Welcher Träger bzw. welches Produkt ist Dir für Deine Bilder am Liebsten? Wie siehst Du deine Bilder am liebsten an der Wand hängen?
Meinen Kunden rate ich immer, überlegt Euch gut, ob ihr mein Landschaftsbild wirklich auf eine Leinwand oder schlichtes Papier drucken wollt. Ich finde, da geht die Klarheit und Farbwirkung meiner Bilder ein bisschen verloren. Meine Wahl wäre daher z.B. eher ein hochwertiges Acrylglasbild oder Alu Dibond. Das hängt letztlich aber von den Gegebenheiten und dem Lichteinfall vor Ort ab.

Achim, Vielen Dank für die interessanten Einblicke.
Ob Langzeitbelichtung in Patagonien oder spontane Aufnahmen bei Nacht in Berlin – Achim Thomaes Fotografien verbinden Präzision, Gefühl und atmosphärisches Licht. Wer seine Arbeiten entdecken möchte, findet ausgewählte Landschafts- und Stadtaufnahmen als hochwertige Wandbilder bei Photocircle – gedruckt auf Acrylglas, Alu-Dibond oder Fine Art Papier, mit jeder Bestellung für einen guten Zweck. Wenn Du Achim Thomae und seine Arrbeit darüber hinaus besser kennen lernen möchtest, schaue auf seiner Webseite vorbei.