Eva Stadler findet touristische Bilder völlig in Ordnung, sucht (und findet) aber trotzdem Wege an viel besuchten Orten intime Bilder entstehen zu lassen. Wie es dazu kommt und was Eva Stadler als Fotografin sonst so ausmacht, haben wir sie in einem Interview gefragt.
Wer ist denn eigentlich Eva Stadler?
Ich bin Freiberuflerin und spiele auf mehreren Feldern, weil ich einfach viele Dinge gerne mache. In erster Linie bin ich Redakteurin und Gestalterin: Ich konzipiere, entwerfe und betreue Buchprojekte für Verlage, zumeist aus dem Bereich Reise.
Was zeichnet einen guten Fotografen aus?
Ich kenne verschiedene Typen von Fotografen, deren Arbeiten mich beeindrucken – intuitiv Arbeitende, Technikfreaks, Momentjäger. Jeder ist auf seine Weise ein guter Fotograf; vielleicht ist ein richtig guter Fotograf derjenige, der mehrere Arbeitsweisen beherrscht, der nicht nur macht, was er immer macht.
Wenn ich an Fotos denke, die für einen Zweck gemacht werden – was ja nicht weniger kreativ sein muss –, dann ist ein guter Fotograf derjenige, der genau die richtigen Bilder für ein bestimmtes Projekt schießt; der aber nicht einfach das macht, was ihm vorgeben wird, sondern einen speziellen Dreh rein bringt.
Was möchtest du als Fotograf erreichen?
Ich bin froh, in Sachen Fotografieren nicht unter wirtschaftlichem Druck zu stehen. Ich möchte persönlich die Bilder machen können, die mir vorschweben; schneller werden, besser ‚sehen‘, besser umsetzen.
Dein Lieblingsland zum Fotografieren / Lieblingsmotiv und warum?
Mich zieht es oft in den Norden, nach Skandinavien, Schottland, Cornwall, ins Baltikum. Auch wenn man denkt, dort sei alles schon ‚leerfotografiert‘, sehe ich dort Natur, Szenerien oder Stadtlandschaften, die mir neu sind.
Mein Traumziel wäre Japan. Ich habe schon mehrfach geplant dort hinzufahren, habe es aber noch nie geschafft. Zuletzt hatte ich für März 2011 gebucht.
Deine erste Kamera? Und womit fotografierst du heute?
Als Kind hatte ich eine Agfa Iso-Pak C, die hat mir wiederum mein Vater vermacht. Mein Vater hat mir auch meine zweite Kamera geschenkt, eine Minolta Dynax, die ich bis vor ungefähr zehn Jahren benutzt habe. Heute fotografiere ich mit einer Canon Eos 5D Mak III, mit einigen digitalen Canon-Zwischenschritten.
Die Geschichte hinter einem Deiner Bilder. Gibt es ein Bild, dass Dir besonders am Herzen liegt? Warum?
Natürlich ist es fürchterlich offensichtlich, in Kapstadt den Tafelberg zu fotografieren, und auch die Punkte, von wo aus man fotografiert, sind begrenzt. Ich wollte es natürlich trotzdem machen, einfach für mich selbst. Es ist nicht ganz einfach, in Südafrika mit einer ausladenden Kameraausrüstung und Stativ herumzulaufen, gerade bei Sonnenuntergang, aber es hat geklappt.
Der Kram war also an den Strand geschleppt, Stativ aufgebaut, Filter gewienert, das Licht wurde weicher … Und plötzlich ist dieses Mädchen aufgetaucht und hat völlig selbstvergessen am Strand gespielt und getanzt. Vielleicht sieht es kitschig aus, aber es ist ein wahrhaftiger Moment, nicht geplant, nicht reproduzierbar, nicht perfekt, aber intensiv.
Das nächste Bild aus Südchina ist schön, aber total unecht. Jeder, der nach Yangshuo fährt, möchte diese Karstberge, diese Bambuswälder, diese Floße mitnehmen. Und das ist ja auch legitim! Es ist auch gar nicht nicht schön dort, nur die Szenerie wirkt auf dieser Aufnahme und durch diese Bearbeitung geradezu archaisch, während wir hier in Wirklichkeit eine enorm effizient arbeitende Tourismusmaschine sehen. Die Floße werden in Lkws hin und her gefahren, unzählige Touristen werden den Fluss runtergeschippert. Alle paar Hundert Meter liegen überdachte Plattformen im Wasser, ausgestattet mit Computern und Druckern – man wird nämlich auf dem Wasser fotografiert und noch auf dem Wasser wird einem das eigene Foto zum Kauf angeboten. Vor allem, wenn es über kleine Stufen im Fluss geht und die Passagiere wohlig kreischen.
Ich war zweimal dort, aber leider immer nur ganz kurz. Ich möchte mal ein paar Tage in der Gegend verbringen und einfach in die Berge hineinwandern, bis man niemanden mehr sieht.
Dein nächstes Projekt?
Oman, New York oder Kopenhagen. Das wird noch diskutiert :)
Mehr von Eva Stadlers Bildern aus Südafrika, England und China gibt es in ihrer Online Galerie auf Photocircle.net. Mit ihren Bildern wird zum Beispiel das Projekt Hoffnung am Kap mit unserem Partner „Deutsche Aidshilfe“ unterstützt.