Lea Milde und Anskar Lenzen über ihre sechs Monate zwischen Löwen, Nebelwäldern und der Liebe zur Natur
Lea Milde und Anskar Lenzen haben sich 2023 auf eine außergewöhnliche Reise begeben: Jeder für sich, aber dennoch gemeinsam, haben sie ihre eigenen Fotoprojekte in Südafrika und Ecuador verwirklicht. Im Interview erzählen sie von wilden Tieren, einsamen Momenten und der Kraft, die eigene Träume zu verfolgen – und wie sie durch ihre Bilder die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur einfangen.
Aus dieser besonderen Zeit sind auch zwei eindrucksvolle Kalender entstanden. Lea widmet ihren Kalender „Südafrikas Wilde Tiere“ den faszinierenden Begegnungen mit Elefanten, Leoparden und anderen Bewohnern der Savanne. Anskar hingegen fängt mit seinem Kalender „Ecuador’s Nebelwälder“ die magische Atmosphäre des dichten, grünen Regenwaldes und dessen Bewohnern ein. Beide Kalender zeigen die einzigartigen Eindrücke ihrer Reisen und erzählen Geschichten von zwei der vielfältigsten Naturlandschaften der Welt.
Lea, Anskar – ihr habt jeweils sechs Monate in Südafrika und Ecuador verbracht, getrennt voneinander, um eure Herzensprojekte zu verwirklichen. Wie war diese Zeit für euch und was hat euch dazu motiviert, diese Herausforderung als Paar anzunehmen?
Lea: Ich hatte schon seit über acht Jahren den Traum in Südafrika eine Ausbildung zum Trails- und Field-Guide (Safari Guide / Ranger) zu machen. Nachdem ich mein Studium in Österreich abgeschlossen hatte und nicht mehr zufrieden in meinem Job hier war, hatte ich dann Anfang 2023 den Entschluss gefasst, dass es Zeit ist, meinen langersehnten Traum endlich zu erfüllen. Ich wusste, dass Anskar nicht den gleichen Traum mit mir teilt, aber wir haben gemeinsam beschlossen, dass es wichtig ist, seine eigenen Träume zu erfüllen und den anderen auch dabei zu unterstützen. Für mich war die Zeit in Südafrika die beste meines Lebens bisher. Ich habe unfassbar viel erlebt, gelernt, bin immer wieder aus meiner Komfortzone geklettert und habe mich lange nicht mehr so frei und lebendig gefühlt.
Anskar: Da Lea sich den Traum der Rangerausbildung schon immer verwirklichen wollte, ich den Traum aber nicht geteilt habe, habe ich mir für die Zeit ein anderes Projekt vorgenommen. Südamerika hat schon immer einen sehr großen Reiz auf mich und seit ich 2016 ein halbes Jahr in Ecuador verbracht habe, wollte ich unbedingt wieder zurück. Dort hat nämlich auch meine fotografische Reise begonnen und die Reise hat viel in meinem Leben verändert und bewirkt. Dort sind dieses Jahr dann auch die Fotos für den Kalender „Ecuadors Nebelwald“ entstanden.
Lea, dein Kalender widmet sich der faszinierenden Tierwelt Südafrikas. Welche besonderen Momente oder Begegnungen mit der Tierwelt haben dich am meisten beeindruckt und wie hast du diese auf deinen Bildern eingefangen?
Lea: Jede Begegnung mit den Tieren Südafrikas ist einzigartig. Ob es ein majestätischer Elefant ist, der ruhig durch die Savanne schreitet, oder ein kleiner Vogel, der seinen ersten Flug wagt – jeder Moment hat seine eigene Magie. Dabei geht es mir nicht nur darum, die Tiere selbst festzuhalten, sondern auch die Emotionen, die diese Begegnungen auslösen.
Beim Fotografieren fühle ich eine tiefe Verbindung zur Natur. Es sind oft die flüchtigen, überraschenden Augenblicke – ein Blick, eine Bewegung, ein Sonnenstrahl – die eine ganze Geschichte erzählen. Diese Unvorhersehbarkeit wollte ich in meinen Bildern festhalten, damit die Betrachter das Gefühl haben, Teil dieser Erlebnisse zu sein.
Viele Motive in meinem Kalender zeigen übrigens persönliche „First“-Momente für mich. Das Septemberbild zum Beispiel entstand bei meiner ersten Wildhund-Begegnung, und das Titelbild zeigt meinen ersten Leoparden, den ich in einem Baum gesehen habe.
Anskar, du hast die magische Atmosphäre des ecuadorianischen Nebelwaldes eingefangen. Was hat dich an diesen Ort am meisten inspiriert?
Anskar: Ich war in verschiedenen Nebelwäldern in Ecuador und die Stimmung ist immer wieder magisch. Verglichen zum Amazonas Regenwald sind die klimatischen Bedingungen angenehmer, die Luftfeuchtigkeit ist nicht so extrem hoch und die Temperaturen etwas kälter. Tiere hingegen sind deutlich schwerer zu finden und die Wetterbedingungen erschweren das Fotografieren, aber das macht den Reiz aus. Stundenlang durch den Dschungel zu wandern während man einfach nur der Geräuschkulisse und dem Regen zuhört und sich in den vielen Grüntönen „verliert“ macht es zu einem unfassbar spannenden Abenteuer. Der Dschungel, mit all seinen Farben, Geräuschen und Bewohnern, ist meine Inspiration.
Ihr wart für diese Zeit voneinander getrennt. Gab es dennoch Momente, in denen ihr euch gegenseitig inspiriert oder unterstützt habt, sei es bei der Fotografie oder bei der Bewältigung von Herausforderungen in fernen Ländern?
Beide: Wir hatten natürlich regelmäßig Kontakt und haben uns auch immer wieder gegenseitig unsere fotografischen Resultate geschickt. Zu sehen was der jeweils andere erlebt war immer wieder schön und motivierend. Die Kontraste und extrem unterschiedlichen Begebenheiten wurden uns durch das gegenseitige Sichten der Fotos immer wieder sehr deutlich.
Eure beiden Kalender zeigen die Schönheit und Verletzlichkeit unserer Umwelt. Was möchtet ihr den Menschen mit euren Bildern vermitteln und warum sind euch Natur- und Tierschutz so wichtig?
Beide: Mit unseren Bildern möchten wir die Menschen für die Schönheit und Einzigartigkeit unserer Umwelt sensibilisieren. Jeder Moment, den wir festhalten, soll nicht nur die Vielfalt der Natur zeigen, sondern auch ein Bewusstsein dafür schaffen, wie zerbrechlich und schützenswert diese Welt ist. Wir hoffen, dass unsere Bilder den Betrachtern klar machen, wie wichtig es ist, diese kostbaren Tiere und Lebensräume zu schützen – nicht nur für die Tiere, sondern auch für zukünftige Generationen.
Natur- und Tierschutz liegen uns am Herzen, weil wir tagtäglich sehen, wie bedroht viele Arten sind und wie schnell ihre Lebensräume verschwinden. Die Fotos sollen zum Staunen und Nachdenken anregen und vielleicht sogar dazu inspirieren, selbst aktiv zu werden und sich für den Erhalt unserer Umwelt einzusetzen.
Mit jedem verkauften Kalender können wir in Zusammenarbeit mit Green Ethiopia 12 Bäume in Äthiopien pflanzen. Zusätzlich spendet ihr 50% Eures Künstleranteils an Projekte, die euch am Herzen liegen. Wir finden das großartig und möchten uns ganz herzlich dafür bei euch bedanken. Könnt Ihr uns ein paar Sätze zu den beiden Projekten sagen?
Beide: Wir versuchen immer unsere Spendenprojekte and das Thema unseres Kalender anzupassen.
Lea: Mit dem Erlös meines 2025-Kalenders unterstütze ich dieses Mal Rhino Revolution, eine gemeinnützige Organisation, die sich für den Schutz und die Revitalisierung von Breit- und Spitzmaulnashörnern in Südafrika einsetzt. Ihr Ziel ist es, Nashörner als Schlüsselart in Ökosystemen zu stärken und ihren Schutz wertvoller zu machen als die illegale Jagd. Beide Nashornarten stehen vor ernsthaften Bedrohungen. Lebensraumverlust und -fragmentierung, der Klimawandel und Wilderei haben diese majestätischen Tiere an den Rand des Aussterbens gebracht. In den letzten Jahrzehnten wurden Tausende von Nashörnern wegen ihrer Hörner getötet. Diese bestehen aus Keratin, demselben Protein, das auch in unseren Haaren und Nägeln vorkommt. Angetrieben durch Mythen wird fälschlicherweise angenommen, Nashorn-Hörner hätten heilende Kräfte, obwohl die Wissenschaft diese Behauptungen längst widerlegt hat. Rhino Revolution unterstützt verschiedenste Schutzmaßnahmen und finanziert Bildungsprojekte in Südafrika und Deutschland.
Anskar: Diesmal spende ich an die EcoLodge Maquipucuna. Diese widmen sich der Erforschung und dem Schutz eines der fünf besten Biodiversitäts-Hotspots der Welt, in dem gefährdete Arten wie der Andenbär leben. Spenden tragen direkt zur Erhaltung eines 6.000 Hektar großen Nebelwaldreservats bei und fördern gleichzeitig nachhaltige Entwicklung, Umweltbildung und Forschungsinitiativen, die entscheidend für das Verständnis und den Schutz dieser wichtigen Region sind. EcoLodge klingt erstmal nach viel Geld, dem ist aber leider nicht so. Die Verhältnisse in Ecuador sind natürlich nicht mit Deutschland zu vergleichen und die Tourismusbranche hat in den letzten Jahren durch die Pandemie und politische Unruhen einen ordentlichen Schlag erlitten. In meinen Augen ist verantwortlich und nachhaltig betriebener Ökotourismus einer der Schlüssel zum langfristigen und erfolgreichen Natur- und Artenschutz. Außerdem war ich selbst zwei Wochen vor Ort, viele der Fotos sind in genau diesem Nebelwald entstanden und ich weiß, was für tolle Arbeit die Menschen vor Ort leisten.
Was habt ihr aus diesen sechs Monaten für euch persönlich und eure Beziehung mitgenommen? Gibt es schon Pläne für neue Projekte?
Lea: Wie ich bereits erwähnt habe, war die Reise nach Südafrika für mich eine ganz besondere und lehrreiche Zeit. In diesen sechs Monaten bin ich nicht nur persönlich gewachsen, sondern habe auch eine tiefere Verbindung zur Natur entwickelt. Mein Wunsch, durch meine Fotografie etwas zu bewirken und zum Schutz der Umwelt beizutragen, ist noch stärker geworden. Dennoch war es auch eine Überwindung oft auf sich alleine gestellt zu sein und Momente alleine zu genießen. Allerdings bin ich dadurch auch auf fotografischer Sicht stark gewachsen und die Fotos haben für mich daher eine ganz besondere Bedeutung.
Anskar: Es war definitiv eine turbulente und nicht immer einfache Zeit für mich, aber auch daraus habe ich viel gelernt und mitgenommen. Bedingt durch die schlechte touristische Situation vor Ort war ich oft alleine unterwegs und isoliert. Das war auf Dauer sehr belastend und ich habe gemerkt, dass zu zweit reisen doch um einiges schöner ist. Dadurch habe ich aber auch viele Momente intensiver und nur für mich erlebt, was ich sehr zu schätzen gelernt habe. Die Fotos, die zu der Zeit entstanden sind, kann mir niemand nehmen und auf die bin ich extrem stolz.
Beide: Konkrete Pläne gibt es aktuell noch nicht, aber hinter den Kulissen laufen die Planungen auf Hochtouren, so dass die nächste spannende Reise sicherlich bald ansteht. Zum Schluss möchten wir uns noch ganz herzlich bei allen bedanken, die unsere Arbeit unterstützen, sei es durch Folgen auf unseren Instagram-Kanälen oder durch den Kauf unserer Kalender. Wir freuen uns auch dieses Jahr gemeinsam mit euch wichtige Projekte beim Natur- und Artenschutz finanziell zu unterstützen! Für eine bessere Welt im Jahr 2025.