Eine Leidenschaft für Fotografie und besondere Motive ist unter Globetrottern keine Seltenheit. Auch teilen viele das Bedürfnis, etwas gegen die Armut zu unternehmen, die ihnen auf ihren Reisen begegnet. So ist es nicht verwunderlich, dass neben Photocircle auch andere Ideen so entstanden sind.
Auch die Soziologin Janneke Smeulders und der Unternehmer Peter Hond hatten das Anliegen, die Motive von Bildern in den Verkaufsprozess einbinden zu wollen. Die beiden Niederländer haben diesen Gedanken auf eine etwas andere Art und Weise als Photocircle umgesetzt: Ihre Initiative FairMail produziert Fair Trade Postkarten mit Fotos, die sozial benachteilige Jugendliche in Indien und Peru aufgenommen haben. Die Jugendlichen werden mit 50% am Verkaufserlös der Grußkarten beteiligt, um ihre Bildung und Unterkunft zu finanzieren. Außerdem erhalten sie von FairMail ein Fotografietraining, eine Krankenversicherung und Hilfestellung bei der Zukunftsplanung.
Alles fing damit an, dass Peter und Janneke nach ihrem Studium ein vegetarisches Restaurant in einem peruanischen Fischerdorf eröffneten. Das Geschäft lief gut und so fingen die beiden an, sich nebenher in lokalen Organisationen zu engagieren. Welche Probleme der Gemeinde am meisten zu schaffen machten, wurde ihnen dabei schnell klar. Um das Einkommen der Familie zu sichern, arbeiteten viele Kinder auf der örtlichen Mülldeponie statt zur Schule zu gehen. „Das war unsere persönliche Begegnung mit den harten Fakten der Kinderarbeit.“, erzählt Peter, „115 Millionen Kinder weltweit arbeiten unter unwürdigen Bedingungen und setzen dabei ihre Bildung, Gesundheit, ihre Entwicklung und mitunter sogar ihr Leben auf’s Spiel.“, so Peter.
Durch einen spontanen Fotografiekurs für Jugendliche, die auf der Mülldeponie arbeiteten, entstand 2006 die Idee, den Grußkartenmarkt mit einem systemverändernden Ansatz zu betreten: „Wir wollten, dass die Menschen eines Landes selber von dessen Schönheit profitieren können. Mit FairMail haben wir ein nachhaltiges Modell als Instrument geschaffen, um Kinderarbeit und Armut zu bekämpfen.“, so Peter. Und zwar so nachhaltig, dass FairMail seine Arbeit 2009 auch in der fotogenen Stadt Varanasi in Indien aufnehmen konnte. Mittlerweile arbeiten 35 Jugendliche als Fotografen für FairMail, unterstützt durch ehrenamtliche Fotografietrainer. Peter und Janneke war es wichtig, sozialen Wandel unternehmerisch umzusetzen und nicht auf die traditionelle „Hilfsindustrie“ zurückzugreifen.
Mittlerweile sind die beiden wieder in Amsterdam, wo sie sich um den Versand der Karten in 14 Länder sowie um Management, Finanzen und den rechtlichen Kram kümmern. Wir gratulieren den beiden zur Erfolgsgeschichte ihrer zeitgemäßen und kreativen Idee und fühlen uns verbunden.