Christina Feldt – Mit der Kamera in Afghanistan

„Afghanistan, was möchtest du denn da machen?” Diesen Satz bekam die Fotografin Christina Feldt mehr als einmal vor ihrer Abreise zu hören und beschloss, bis zu ihrer Rückkehr besser über ihr Reiseziel zu schweigen. Uns erzählt Christina vom Ski Laufen in Afghanistan, von ihrem Fotoauftrag für die Vereinten Nationen und warum sie immer wieder in dieses außergewöhnliche Land reisen würde.

Christina Feldt - Fotokunst Afghanistan

Du warst gerade mit deiner Kamera in Afghanistan, was hat dich dorthin verschlagen?

Afghanistan stand seit vielen Jahren ganz oben auf meiner Reisezielliste. Dieses Land hat mich schon immer fasziniert, sowohl aus fotografischer als auch aus politischer Sicht. Die Gesichter Afghanistans, wie das Mädchen mit den grünen Augen von Steve McCurry, sind einmalig und besonders. Mich interessieren immer wieder Länder, in die andere Leute nicht wirklich reisen wollen und wo die Menschen unglaubliche Lebensgeschichten zu erzählen haben. Afghanistan ist ohne Zweifel so ein Land.

Hier auf Photocircle haben mich die Photos der afghanischen Fotografin Rada Akbar sehr berührt. Als ich sie angeschrieben und von meinen Reiseplänen erzählt habe, meinte sie sofort: „Du kannst bei uns unterkommen.“ Und schon hatte ich gebucht. Kurz vor meiner Abreise habe ich dann noch einen Fotoauftrag von den Vereinten Nationen bekommen, im Norden des Landes verschiedene Projekte zu fotografieren. Das war ein spannender Ausgangspunkt!

Was hast du genau für die UNO in Afghanistan fotografiert?

Die Reiserute hat sich aus Sicherheitsgründen bis ein paar Tage vor Abflug immer wieder geändert. Letztendlich bin ich in den Norden Afghanistans nach Mazar-e-Sharif geflogen und habe von dort aus verschiedene Projekte von den Vereinten Nationen besucht und fotografiert: Flüchtlingslager, Wasserprojekte, Verhandlungen zu neuen Schulprojekten, Hausbau-Projekte, etc. Ich musste nicht nur die Projekte fotografisch festhalten, sondern auch den Gesamtkontext jeden Besuchs dokumentieren und habe dadurch sehr viel gelernt.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren extrem streng und an Bewegungsfreiheit außerhalb der UNO war nicht zu denken. Daher stand dieser Einsatz im Kontrastprogramm zu meiner restlichen Zeit in Afghanistan, in der ich überall frei mit meiner Kamera herumgelaufen bin. Dieser Fotoauftrag war ein einmaliges Erlebnis und ich hoffe, bald noch weitere Projekte für die Vereinten Nationen  fotografieren zu können.

Christina Feldt - Fotokunst aus KabulFreedom Birds in Kabul

Hast du auch noch andere Ecken des Landes kennengelernt?

Abgesehen von Kabul und der Gegend um Mazar-e-Sharif,  habe ich das Tal von Bamiyan im Zentrum Afghanistans kennengelernt. Die Buddha-Statuen von Bamiyan waren einst die größten stehenden Buddha-Statuen der Welt, bis sie 2001 von den Taliban zerstört wurden. Die Landschaft dort ist unbeschreiblich schön und es entwickelt sich gerade ein kleines Ski Business in Bamiyan.

Ich bin tatsächlich mit ein paar Afghanen Ski laufen gegangen. Die Schneeverhältnisse sind top, nur gibt es leider keine Lifte und man muss die Berge hoch laufen. In vielen Dörfern um Bamiyan herum herrscht allerdings Neid auf die wenigen Afghanen, die in Besitz von richtigen Skiern und Ausrüstung sind. Ich habe das Thema Ski Laufen in Afghanistan zu meinem fotografischen Schwerpunkt gemacht während meiner Tage in Bamiyan. Denn das erwartet man nicht!

Fotokunst aus Afghanistan von Christina FeldtMädchen in Bamiyan

Erzähl uns von Kabul und den Menschen in Afghanistan!

Die Landschaft um Kabul herum, und generell in Afghanistan, ist gigantisch – leider ist jedoch die Waffenpräsenz in der Stadt sehr groß. Es gibt an jeder Ecke Stacheldrahtzäune, Panzer, bewaffnete Soldaten und Männer, was natürlich das Stadtbild prägt. Trotzdem hatte ich unvergessliche Momente in der Hauptstadt: Ich bin sehr viel mit meiner Kamera herumgelaufen, habe Märkte besucht, bin mit einem afghanischen Freund Drachen steigen gegangen und habe in zwei Flüchtlingslagern fotografiert.

Ich bin wunderbaren Menschen in Afghanistan begegnet und Rada war eine tolle, herzliche Gastgeberin. Ich wünsche mir, dass die Menschen dort eines Tages in Frieden leben und mit Hoffnung in die Zukunft blicken können.

Christina Feldt - Fotokunst aus AfghanistanDrachen steigen in Kabul

Hast du ein Foto auf dieser Reise gemacht welches dir besonders am Herzen liegt?

Mit Rada habe ich einen Tag in einem Flüchtlingslager in Kabul fotografiert. Dort kam uns eine Gruppe von Kindern entgegen und sofort leuchteten mir die grünen Augen eines Jungens entgegen. Sein Onkel erzählte uns, dass alle in der Familie solch grünen Augen hätten. Noch heute schaue ich mir oft das Foto an und denke an die Kinder in diesem Flüchtlingslager…

Christina Feldt - Flüchltingsjunge in Kabul

Afghanistan ist ein sehr außergewöhnliches Reiseziel für eine Frau alleine mit Kamera. Was kannst du rückblickend über diese Erfahrung sagen?

Vor meiner Reise haben viele Leute sehr überrascht und besorgt reagiert. Das ist natürlich verständlich und ich bin mir bewusst, dass die Reise mit Risiken verbunden war. Dennoch möchte ich diese Erfahrung nicht missen, denn es war eine der bewegendsten Reisen, die ich je gemacht habe. Das Thema Sicherheit war immer sehr präsent, aber trotzdem habe ich mich frei bewegt, bin den Menschen sehr nahe gekommen und nehme besondere Erinnerungen und Momente aus diesem Land mit. Leider gab es nach meiner Rückkehr wieder einige Anschläge, das macht einen natürlich nachdenklich und traurig.

Christina Feldt - Flüchtlingsmaedchen in Kabul

Wie würdest du deine Fotografie beschreiben?

Bei meiner Fotografie stehen die Menschen im Vordergrund. Ich gehe gerne nahe an sie heran und lasse die Kamera am Anfang oft weg, um Vertrauen und eine Verbindung aufzubauen. Die tollsten Bilder entstehen wenn die Kamera vergessen wird und man die Menschen in einem natürlichen, persönlichen Moment festhalten kann. Ich spiele gerne mit Farben, interessanten Kompositionen und liebe es mit meiner Kamera durch die Strassen zu ziehen. Street Photography spielt bei mir eine immer größere Rolle und Fotografen wie Alex Webb, mit seinem einmaligen Auge, haben mich hier sehr geprägt.

Hast du schon ein nächstes Foto-Projekt im Kopf?

So eine Reise muss man erstmal verarbeiten, aber natürlich kommen schnell wieder nächste Ideen. Es gibt bereits ein Land, das mich sehr neugierig macht – und an einem spannenden Fotoprojekt dort sollte es nicht scheitern!

In der Photocircle-Fotogalerie von Christina Feldt könnt Ihr einige ihrer beeindruckenden Portraitaufnahmen aus Afghanistan sowie Bilder früherer Fotoreisen bewundern.

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Seit 2021 konnten wir dank unserer Bildverkäufe bereits 404.928 Bäume pflanzen. Diese Bäume werden innerhalb der nächsten fünf Jahre ca. 32.394.240 kg CO₂ aufnehmen und verbessern zudem die Lebensbedingungen der Menschen vorort.