"Ich kann mich noch gut an eine Rückreise aus dem Familienurlaub erinnern, als wir in ein gewaltiges Unwetter gerieten und gezwungen waren anzuhalten, weil es zu stark regnete und die Blitze neben uns einschlugen. Als ich ausrief, dass ich gerne genau dort wohnen würde, war meine Mutter amüsiert, doch es drückte nur meine Faszination für diese Naturgewalt aus. Ich war gerade 4 Jahre alt. Aus meiner Kindheit und Jugend sind mir noch viele Gewitter präsent, die ich nie vergessen werde. Ich saß stundenlang am Fenster und beobachtete die Wolken und Blitze.
Mit 18 Jahren machte ich erste Gehversuche mit der analogen Spiegelreflexkamera meiner Mutter. Einer Canon AE1. Ich wusste noch nicht viel von der Technik des Fotografierens und produzierte daher mehr Schnappschüsse als bedachte Auswahl und Umsetzung eines Motivs. Mit der Eroberung des Internets und der fleißigen Unterstützung meiner Eltern, die mir ständig Bücher über das Wetter schenkten, wuchs mein Interesse weiter und mein Wissen verbesserte sich ständig. Ich fand heraus, dass es in den USA Menschen gibt, die Gewitter jagen und diese fotografieren. Ich war begeistert von den Aufnahmen und dachte mir, dass man so etwas auch in Deutschland machen könne.
Im Juni 2002 fuhr ich unvorbereitet und nur mit einer Kamera ausgerüstet auf die Felder. Ich beobachtete das heranziehende Gewitter, welches nicht stark war, aber mir gelang es, gleich beim ersten mal einen Blitz einzufangen. Von nun an war es um mich Geschehen. Im Feld zu stehen, den Wind zu spüren, die Hitze und Kühle, den Regen und den Donner zu hören: Das war es was mir am meisten Spaß machte. In den folgenden Jahren war ich bei jedem Gewitter in der Umgebung unterwegs und dokumentierte alles was mir vor die Linse kam. Die Fotos wurden besser, die Jagderfolge zahlreicher. Das Jahr 2006 sollte mir die Augen für meine zweite Leidenschaft öffnen: die Landschaftsfotografie. Ich unternahm eine Reise durch den Südwesten der USA, um die Nationalparks Utahs und Kaliforniens zu besuchen. Die Landschaften Utahs haben mich in einer Art und Weise begeistert, dass ich seitdem intensiv Landschaften fotografiere, wenn kein Gewitter unterwegs ist. Aufgrund der Reise stieg ich auf meine erste digitale Spiegelreflexkamera um. Eine Nikon D70. Die Möglichkeiten, die sich mir nun boten waren fantastisch. Ich konnte die Bilder direkt am Computer anschauen und entwickelte nur noch die Fotos, die dafür in Frage kamen. Die Kosten reduzierten sich schlagartig, also fotografierte ich immer mehr und konnte meine Fähigkeiten verbessern.
Im Jahr 2007 beschloss ich mein Wissen über Meteorologie und Geographie weiter zu verbessern und schrieb mich an der Universität zu Köln für ein Studium der Geographie ein. Das Studium hilft mir dabei, außergewöhnliche Wetter- und Landschaftsmotive zu finden und neue Orte kennenzulernen. Seit 2009 reise ich regelmäßig in die USA, weil sich dort neben den schönsten Gewitter der Welt auch meine Lieblingslandschaften finden lassen. Die Bedingungen für schwerste Gewitter und die Möglichkeit, diese ungestört beobachten zu können, sind in den Great Plains häufig gegeben. So genannte Superzellen, die Tornados hervorbringen können, gewaltige Hagelsteine oder bizarre Wolkenformationen haben hier ihr zu Hause. All diese Phänomene können aber auch in Deutschland auftreten. Besonders intensiv habe ich mich in den letzten Jahren mit den Wüstenlandschaften in Utah und Arizona befasst. Tausende von Kilometern auf einsamen Highways habe ich zurückgelegt, um die unglaublichen Gesteinsformen und –farben zu fotografieren. Vor allem die Orte, die nicht so stark vom Tourismus erschlossen sind, wie die bekannten Nationalparks des Grand Canyons oder des Arches haben mich fasziniert. Der Valley of Fire State Park in Nevada in der Nähe von Las Vegas zählt zu meinen Favoriten."